Achtung: Die folgenden Videos sollen keine Anfänger abschrecken, sind aber eher geeignet für die Fortgeschrittenen unter Euch! Ich möchte in erster Linie versuchen, Dir den Sound der wichtigsten Tonleitern in ca. einminütigen Takes etwas näher zu bringen. Daher ist es mir auch weniger wichtig, dass Du Dir Licks oder Passagen abhörst. Ich habe mich aber bewusst an vielen Stellen recht simpel bewegt, so dass Dir das Raushören an vielen Stellen trotzdem möglich sein dürfte. Ich habe mich für groovige Playbacks entschieden und einen einheitlichen, relativ trockenen Solosound gewählt, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Selbstverständlich ist jede Scale auch in jeder anderen Stilistik anwendbar. Die Soli sind über simple Akkorde gespielt, die direkt mit der jeweiligen Scale in Verbindung stehen. Hier gibt es unzählige andere Möglichkeiten. Ich hoffe, ich kann mit der Mixtur aus simplen und etwas "abgefahreneren" freien Linien nachvollziehbar bleiben. Viel Spaß beim Hören und Sehen!
Wir werden uns im Unterricht recht lange mit der pentatonischen Tonleiter beschäftigen. Sie besteht -wie der Name schon sagt- aus fünf Tönen, ist leicht zu lernen und universell für jeden Song nutzbar. Das alles kann man wirklich nur über die Pentatonik sagen. Die Vermutung liegt nahe, dass das der Grund dafür ist, dass Abertausende Gitarristen auf unserem Globus sie den lieben langen Tag rauf und runter dudeln. Höre Dir z.B. Eric Clapton an, er spielt praktisch nichts anderes (wirklich wahr!) und wurde schließlich noch vor einigen Jahren auf zahlreichen amerikanischen Hauswänden lesbar als Gott verehrt. Aber im Ernst... Diese Tonleiter klingt ausgesprochen cool und eignet sich perfekt zum Erlernen des Solospiels mit allen Tonverzierungen und Tricks.
Hast Du alles Nötige anhand der Pentatonik gelernt, kann es dann irgendwann mit anderen Tonleitern weitergehen, aber erst dann! Das bedeutet nicht, dass Du nicht viel früher dazu imstande wärest, Dir beispielsweise die Durtonleiter oder die Bluestonleiter anzueignen. Du hast aber eine Menge um die Ohren, wenn Du Dich neben den Verzierungen auch um Deine Time und Dynamik kümmern musst, so dass wir Dir glatt zu viel zumuten würden, wenn Du Dich auch frühzeitig an andere Sounds gewöhnen und mit ihnen umgehen müsstet. Läuft es einmal mit Pentatonik und Durtonleiter, hast Du dann auch blitzschnell die Bluestonleiter drauf und kannst bereits über jede Nummer eine Menge verschiedener Sounds anbieten. Cool!!!
Und dann wird's -wenn Du willst- abgefahren, denn jetzt kommen die ausgefalleneren Tonleitern, die Deinem Spiel den jazzigen Sound verpassen können, der auch in der Pop-, Rock- oder R&B Musik äußerst genehm sein kann. Jetzt gehts richtig ab!! Ein unerschöpflicher Fundus an Möglichkeiten. Höre und sieh Dir die Videos an! Ich versuche Dir hier Sound und Wirkung der wichtigen Scales ein wenig nahezubringen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass nur 4 unterschiedliche Facebook Stränge ausreichen sollen, um mit all ihren Freundesverzweigungen 1 Milliarde Menschen!!! erreichen zu können. Ein schier unfassbarer Gedanke! Ähnlich verhält es sich mit unseren in der westlichen Welt verfügbaren 12 Tönen in der Musik. Ich finde es immer wieder faszinierend -und ich mache schon sehr lange Musik-, wie mit diesen vermeintlich wenigen Tönen immer wieder Neues entsteht.
Pentatonic: symmetrisch, zwei Töne pro Saite, leicht erlernbar, universell nutzbar
Dur: unsymmetrisch, nicht ganz leicht anzulernen, ist aber gut "im Ohr", keine lange Gewöhnungsphase, mit der Durtonleiter spielst Du schnell schöne Melodien!
Blues: ein Ton zur Pentatonik addiert, nach der Pentatonik sehr leicht lernbar, macht den Sound deutlich bluesiger
Mixolydisch: steht auf der fünften Stufe der Durtonleiter, d.h. Du hast sie eigentlich schon mit der Durtonleiter gelernt, Mixo ist DIE Bluesscale!
Harmonisch Moll: klingt mit Hilfe eines größeren Tonsprunges irgendwie orientalisch. Harmonisch Moll ist erfahrungsgemäß ganz gut anlernbar, da der Sound der Tonleiter für das ungeübte Ohr zwar ungewöhnlich, aber eben doch harmonisch klingt. Du hörst sie übrigens auch häufig in Rocksoli.
Melodisch Moll: gewöhnungsbedürftig, im wahrsten Sinne...da Du sie nicht so oft zu hören bekommst, müssen sich Deine Ohren darauf einstellen! Das kann etwas dauern. Wer auf schrägere Sounds steht, wird belohnt. Also nichts für unerfahrene Spieler. Häufig im Jazz benutzt.
Ganzton-Halbton Skala: symmetrisch, relativ leicht zu lernen, kann sehr melodisch, aber auch sehr abgefahren klingen, wird überwiegend im Jazz benutzt
Ganzton-Halbton Skala: hier habe ich die GTHT über einen G7 Akkord innerhalb einer II-V-I Verbindung gespielt. Die Grundtonart ist somit C Dur. Cooler Sound, wie ich finde!
Nehmen wir mal an, Du kannst mit all diesen Scales ganz gut umgehen, dann ist es möglich, sowohl simpel als auch kompliziert zu spielen. Es lässt sich nämlich aus jedem Song ein großer oder kleinerer Harmoniezusammenhang herausnehmen und über diesen eine einzelne Tonleiter spielen (simpel), man kann aber auch prinzipiell jeden einzelnen Akkord selektieren und ihn mit einer Scale versehen (kompliziert). In der Praxis gibt es wohl kaum einen Musiker, der wirklich über JEDEN Akkord eine andere Scale spielt, denn das würde sein Gehirn während der Arbeit ordentlich weichklopfen und auch das Nervenkostüm des potentiellen Zuhörers stark strapazieren, aber möglich wäre es. In der gesunden Mitte all dessen liegt allerdings die Kraft und coolness.